IFS Grundlagen: Was ist das Selbst in der IFS-Therapie? Verstehe deine innere Heilkraft
Wenn du dich für die Internal Family Systems (IFS) Therapie interessierst, wirst du immer wieder auf eine zentrale Idee stoßen: das Selbst. Es ist nicht nur ein weiterer Teil deiner Persönlichkeit – es ist dein zentrierter, ruhiger und mitfühlender Wesenskern. Es ist das, was du wirklich bist.
Der IFS-Gründer Dr. Richard Schwartz entdeckte das Selbst, als er seine Klient:innen dazu einlud, mit ihren inneren „Teilen“ zu sprechen – den inneren Stimmen oder Subpersönlichkeiten, die wir alle in uns tragen. Mit der Zeit fiel ihm ein Muster auf: Er bat Teile, einen Schritt zurückzutreten, und irgendwann hielten Klient:innen inne und sagten etwas wie:
„Das ist nicht einfach nur ein weiterer Teil… das fühlt sich an wie mein wahres Ich.“
Diese Erfahrung wurde zum Grundpfeiler des IFS-Modells. Das Selbst ist nichts, das du erschaffen musst – es ist etwas, das du wiederentdeckst. Und wenn es die Führung übernimmt, beginnt Heilung.
Was ist das Selbst in der IFS-Therapie?
Das Selbst ist der innere Anführer deines Systems – der Teil von dir, der auf natürliche Weise weise, geerdet und fürsorglich ist. Es kann nicht zerstört werden und muss nicht repariert werden. Selbst wenn es durch Schmerz verdeckt ist, ist es dennoch da.
Wenn du im Selbst bist, führst du deine inneren Teile mit Mitgefühl, nicht mit Kontrolle. Es verfolgt keine spezifische Agenda – außer, Heilung, Harmonie, Balance und Verbundenheit in jedes System zu bringen, dem es begegnet.
Die 8 Cs des Selbst
Die IFS-Therapie beschreibt acht zentrale Qualitäten, die erscheinen, wenn du im Selbst bist – bekannt als die 8 Cs:
Compassion (Mitgefühl) – Du sorgst dich um deine Teile und möchtest ihnen helfen.
Curiosity (Neugier) – Du möchtest deine innere Welt verstehen – ohne zu urteilen.
Calmness (Ruhe) – Eine friedliche, geerdete Präsenz. Das Auge des Sturms.
Clarity (Klarheit) – Du siehst Situationen und Teile mit Verständnis.
Confidence (Vertrauen) – Du glaubst daran, dass du mit dem Leben und deinen Teilen umgehen kannst.
Courage (Mut) – Du bist bereit, dich inneren Ängsten zu stellen.
Creativity (Kreativität) – Du findest neue, hilfreiche Wege, dich selbst und deine Teile zu heilen.
Connectedness (Verbundenheit) – Du fühlst dich verbunden mit deinen Teilen, mit anderen Menschen und der Welt.
Weitere Qualitäten des Selbst, die häufig auftreten, sind: Liebe, Empathie, Dankbarkeit, Freundlichkeit, Perspektive, Geduld und Freude.
Wie fühlt es sich an, im Selbst zu sein?
Menschen beschreiben den Zustand des Selbst-Seins als:
Leicht und weit
Ruhig, aber aufmerksam
Tief präsent und offen
Zentriert, gelassen und mitfühlend
Eine vibrierende Energie.
Es ist ein Zustand, in dem du zuhören, führen und lieben kannst – selbst deine am meisten verletzten inneren Teile.
Wenn dir das lieber ist, kannst du es auch als eine Art Selbst-Energie wahrnehmen – ein Gefühl im Körper und Geist.
Das Selbst kann nicht zerstört werden
Eine der kraftvollsten Botschaften aus der IFS-Therapie lautet:
Dein Selbst ist immer ganz – es ist manchmal nur verdeckt.
Du kannst es dir wie die Sonne hinter den Wolken vorstellen. Auch wenn sie nicht zu sehen ist, scheint sie weiterhin.
Selbst wenn du nie Fürsorge erfahren hast, weiß dein Selbst dennoch, wie man liebevoll für verletzte innere Teile sorgt.
Heilung geschieht, wenn das Selbst führt
Wenn deine Teile die Präsenz deines Selbst spüren, beginnen sie sich zu entspannen. Sie entwickeln Vertrauen. Und genau dann beginnt der eigentliche Heilungsprozess.
In der IFS-Therapie geht es nicht darum, Teile zu „reparieren“ – sondern sie mit Mitgefühl und Neugier zu führen.
Mit der Zeit wandeln sich selbst die extremsten oder schützendsten Teile und kehren zu ihrer ursprünglichen, hilfreichen Rolle zurück.
Du kannst das Selbst auch außerhalb der Therapie erleben
Du musst nicht in einer Therapiesitzung sein, um Zugang zum Selbst zu finden. Viele Menschen erleben Selbst-Energie in Momenten wie:
Beim Meditieren
In der Natur
In stillen, achtsamen Momenten
Während kreativer oder fokussierter Tätigkeiten
In tiefer Verbindung mit anderen Menschen
Manche Menschen leben häufiger aus dem Selbst heraus – sie wirken ruhig, offen und leicht im Umgang.
Sie strahlen eine Präsenz aus, die andere sich einfach sicher fühlen lässt.
Die Rolle des IFS-Therapeuts
Ein IFS-Therapeut analysiert dich nicht und sagt dir nicht, was du tun sollst. Unsere Aufgabe ist es, dir zu helfen, mit deinem Selbst in Kontakt zu kommen – und dann zurückzutreten.
Denn wenn das Selbst führt, beginnt dein System, sich von selbst zu heilen.
Abschließender Gedanke: Du bist bereits ganz
Die vielleicht kraftvollste Botschaft von IFS ist:
Du musst nicht jemand anderes werden.
Alles, was du brauchst, trägst du bereits in dir.
Das Selbst ist kein Ziel – es ist dein natürlicher Zustand.
Und wenn du beginnst, aus dem Selbst heraus zu leben, verändert sich alles.